Damit die «Diesel-Falle» nicht zuschnappt

Seit bald eineinhalb Jahren wird im Rahmen der periodischen Prüfungen (MFK) nicht nur die Verkehrssicherheit überprüft, sondern bei Selbstzündern die zuverlässige Funktion des Dieselpartikelfilters. Dabei helfen neue, präzisere Messgeräte, den Ausstoss der ultrafeinen und mit blossem Auge nicht sichtbaren Russpartikel genauer zu messen. Viele der Dieselfahrzeuge, ob Personenwagen, Lieferwagen oder LKW und Busse, blieben und bleiben in der «Diesel-Falle» hängen. In den ersten Monaten überschritt gut jedes fünfte Fahrzeug den Grenzwert von 250'000 Partikeln pro Kubikzentimeter bei der MFK.
Filter teils schwierig zu beschaffen
Für Kundinnen und Kunden kommt dies meist sehr überraschend: Keine Kontrollleuchte zeigt diesen erhöhten Ausstoss an. Zudem geht ein Partikelfiltertausch rasch ins Geld und kostet meist 2000 bis 4000 Franken. Bei älteren Dieseln kann das schnell den Marktwert übersteigen – und für Garagistinnen oder Garagisten aus dem vermeintlichen Eintausch-Schnäppchen ein Verlustgeschäft machen. «Wer den Partikelausstoss nicht konsequent vor dem Ankauf misst, riskiert Marge und mehr zu verlieren, wenn der Filter defekt ist», erklärt René Köchli, Leiter Category Management bei der Hostettler Autotechnik. «Die Nachfrage nach Dieselpartikelfiltern ist in den letzten Monaten förmlich explodiert. Dieser Bedarf hat gewisse Hersteller sogar an den Rand ihrer Kapazitäten gebracht.»
Als Partner des Schweizer Garagengewerbes für Ersatz- und Verschleissteile, Zubehör und Werkstatteinrichtungen hat die Hostettler Autotechnik AG bei Dieselpartikelfiltern rund 400 Referenzen von namhaften Herstellern im Sortiment. «Product Manager Dominique Lienhard analysiert laufend den Markt und durchforstet das Angebot nach Lücken, welche dann mit unseren Lieferanten geschlossen werden», so Köchli weiter. Daher umfasst das Angebot selbst einige im freien Markt nur schwer erhältliche Filter, etwa für den Jeep Grand Cherokee. Die Surseer bieten zudem Dienstleistungen rund um den Filtertausch an: Neben Ersatzfiltern ist auch die Messtechnik erhältlich, ausserdem gibt es spezifische Kurse für die Wartung sowie die Diagnose der Ursache eines zu hohen Partikelausstosses.
Nicht immer ist der Filter schuld
Denn nicht in jedem Fall behebt der Filtertausch zu hohe Abgaswerte. Ein Filter kann durch hohe Temperaturen oder gefrierendes Kondenswasser beschädigt werden. Auch nicht korrekt angewendete Filterreinigung oder falsche Zwangsregeneration können die Funktion beinträchtigen. Doch es ist nicht immer der Filter schuld! «Genauso gut kann das Problem sonstwo im Verbrennungsprozess liegen», gibt René Köchli zu bedenken. «Eine Faustregel kann helfen, die Fehlersuche am richtigen Ort zu starten: Misst man bereits bei der Leerlaufmessung mehrere Millionen Partikel pro Kubikzentimeter, so dürfte der Fehler tatsächlich am Filter liegen. Abweichungen unter einer Million sind eher einem Fehler bei der Verbrennung zuzuordnen.» Wird dann gleich der Filter getauscht und die ursprüngliche Ursache nicht behoben, kann sich der neue Filter zusetzen oder nie richtig funktionieren.
Checkliste für die Werkstätten
«Mit einer eigens für die Werkstatt erarbeiteten Checkliste helfen wir bei der richtigen Diagnose», erläutert Köchli. Schliesslich sollen nicht unnötig Filter getauscht und damit oft verbunden unnötige Garantie- und Produkthaftungs- Streitereien aufkommen. Mit BM Catalysts, Europas grösstem unabhängigen Hersteller von Dieselpartikelfiltern und Katalysatoren, sowie dem deutschen Anbieter AHGAutoteile hat die Hostettler Autotechnik zwei neue Hersteller ins Sortiment aufgenommen. Dafür verzichtet man komplett auf Filter aus Cordierit. «Wir haben festgestellt, dass Cordierit- Filter den Qualitätsansprüchen und Gegebenheiten in der Schweiz nicht gerecht werden », erklärt der Leiter Category Management. «Wir bieten nur noch Filter aus Siliziumcarbit an.» Die sind aufgrund höherer Arbeitstemperatur und des hohen Schmelzpunkts des Siliziumcarbits (2700 °C) vor allem für Fahrzeuge empfehlenswert, die meist auf Kurzstrecken und in der Stadt fahren. «Also perfekt für die Schweiz», so Köchli. «Sie verfügen zudem über eine hohe thermische Widerstandsfähigkeit.»
Filter ist zudem nicht gleich Filter
Cordierit-Filter könnten zwar zu tieferen Preisen angeboten werden und funktionieren gut für Langstreckenfahrzeuge, aber passen einfach nicht zum durchschnittlichen Schweizer Einsatzprofil. Solches Hintergrundwissen für die Wahl des passenden Ersatzfilters hilft den Garagen ebenso wie die praktische Check-Liste von Hostettler. «Hilfreich sind vor einem allenfalls unnötigen Wechsel eines Filters auch die Echtzeitdaten betreffend EGR-System, Luftmassen- oder Düsenkorrekturwerte», ergänzt René Köchli. «Diese können ausgelesen und beurteilt werden. Anschliessend drängt sich allenfalls eine Ansaugrohr-, Düsen- und Motor- Innenreinigung auf. Oder eine übers Diagnosegerät erzwungene Filterreinigung.» Denn der Filtertausch wird erst unumgänglich, wenn die Werte selbst nach ausgiebiger Probefahrt nach einer Reinigung nicht in Ordnung sind. Für die passende Kommunikation im Rahmen eines Filtertausches hat der AGVS übrigens ein Muster-Informationsschreiben zum Versand an Kundinnen und Kunden ausgearbeitet, das auf der AGVS-Webpage zu finden ist.